Montag, 30. April 2018

Big Brother


Eines der wichtigsten Dinge in meinem Leben ist die Familie (Vater, Mutter, Kind, Bruder, Schwester). Sie spendet Kraft, Rückhalt, Unterstützung und lässt Raum zur persönlichen Entfaltung. Ich persönlich bin der erstgeborene Sohn meiner Eltern und werde mir immer wieder der besonderen Bedeutung dieser Position bewusst. Stellt man sich die eigene Familie wie ein Könighaus vor, sind die Eltern Königin und König. Der Erstgeborene ist demzufolge der Kronprinz, der Nachfolger und kommendes Familienoberhaupt.
Angesichts dieser besonderen Anforderungen ist es nicht damit getan eine glückliche Kindheit zu verbringen, Spaß zu haben, das Leben zu genießen und die Eltern gelegentlich in den Wahnsinn zu treiben. Nein. Vielmehr muss irgendwann der Tag kommen, an dem sich der Erstgeborene bewusst wird, dass er nach und nach zunehmend mehr Verantwortung übernehmen muss. Dies gilt zum einen gegenüber seinen Eltern. Und zum anderen – und das ist fast noch wichtiger – gegenüber seinen jüngeren Geschwistern. Der große Bruder ist es, der seine Geschwister mit den geltenden Regeln des Familienbetriebes und den dortigen Tagesabläufen vertraut zu machen hat. Ebenso ist ein großer Bruder auch Vorbild. Die jüngeren eifern ihm nach. Zugegeben, die bisherigen Ausführungen erwecken den Anschein, als sei ein großer Bruder mit eine Fülle an Macht ausgestattet. Dies mag auch stimmen. Doch es gehört ebenso zu den Aufgaben die Sticheleien der Geschwister über sich ergehen zu lassen. Ernsthafte Versuche sich gegen diese Angriffe sind zwecklos. Statt die jüngeren zu ermahnen, werden in der Regel die Erstgeborenen von den Eltern zur Rechenschaft gezogen. Dies ist für den großen Bruder die Gelegenheit sich schützend vor seine andere Geschwister zu stellen und den Zorn der Eltern – für die jüngeren Geschwister – über sich ergehen zu lassen.
Mit Blick auf die gesamte Familie stellt der große Bruder eine Art binde Glied dar. Er bewegt sich als Mittelsmann zwischen den Eltern und den jüngeren Geschwistern. So muss er nicht nur Vorbild sein und dafür sorgen, dass der Nachwuchs halbwegs in die familiären Abläufe integriert ist. Gleichermaßen obliegt ihm mit zunehmendem Alter sich um das Wohl seiner Eltern zu sorgen und letztlich mit dazu beizutragen, dass der Familienbetrieb intakt bleibt.
All dies ist bei Lichte besehen eine äußerst heikle und mitunter anstrengende Aufgabe, die gezwungenermaßen zum einen oder andern Gewissenskonflikt führt. In meinen 24 Jahren als Erstgeborener und großer Bruder war es mir immer eine Ehre und ein Privileg diese Position bekleiden zu dürfen. Ich habe mich stets bemüht der Verantwortung nach bestem Wissen und Gewissen gerecht zu werden.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

Sonntag, 4. März 2018

Freiheit den Gummibärchen


Eine alte Volksweise besagt: „Gummibären hüpfen hier und dort und überall. Sie sind für dich da wenn du sie brauchst.“

So vertraut, so hoffnungsvoll und gesalbt die Worte dieser Weise auch sein mögen, es gibt einen Haken. Wie soll es den kleinen quicklebendigen Tierchen möglich sein, durch die Gegend zu spekulieren, wenn sie sich in grausamer Gefangenschaft befinden? Eingepfercht in Massenhaft. Abgepackt in Tüten. Verdammt zur ewigen Bewegungslosigkeit. Zugegeben für die Ohren des einen oder anderen mag dies wie paradiesische Zustände klingen, aber es ist bittere Realität.

Die besondere Unmenschlichkeit dieser Gräueltat basiert auf der Tatsache, dass Gummibärchen keine Menschen sind. Sonst hießen sie Gummimenschen und würden im Zirkus oder Varietee arbeiten. Traurig aber wahr. Stellen Sie sich einmal vor, sie wären VOLLSTÄNDIG aus Gummi. Komplett. Also der ganze Körper. Kopf, Beine, Hals, das ganze schäbige Gelumpe eben. Wenn Sie nun in dieser Vorstellung bleiben, können Sie sich ausrechnen, welche Auswirkungen diese anatomischen Besonderheiten auf ihre Beweglichkeit hätten. Mit einem Wort: Es wäre ein Traum. Sie wären wirklich richtig mega beweglich und müssten dafür keinen großen Aufwand betreiben. Einfach irgendwo auf gut doof gegenhüpfen und ab geht die wilde Fahrt. Sie haben kaum Aufwand, kommen von A nach B, können zwar nur bedingt bestimmen wo B am Ende liegen wird, aber Sie verbrennen die eine oder andere Kalorie. Bedeutet Sie können ihren Fintnessdtudiovertrag direkt stornieren. Wenn das alle machen würden, gehen natürlich Arbeitsplätze verloren. Aber zu Zeit macht ja eh jeder nur das, was gut für ihn ist. Wuescht. 
Nun haben Sie dieses unglaubliche Potenzial und wollen es nutzen, aber Wattepusten, Sie sind eingesperrt. Keine schöne Vorstellung. Also auf zum nächsten Supermarkt und beenden sie die Gefangenschaft und massive Verschwendung von Potenzial.

Freiheit den Gummibärchen.


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Donnerstag, 1. März 2018

Schublade


Donnerstag 23.Februar 1903.
Wir schreiben das Jahr 14 Hundert nach Christus und 37 vor na Sie wissen schon wem. Dem dessen Namen nicht genannt werden darf. Das offizielle Statement seiner Pressestelle lautet: „Aus Sicherheitsgründen“. Was auch immer dies bedeuten mag. Wer weiß das schon so genau. Ich jedenfalls nicht. Sie etwa? Sehen Sie, was maulen Sie mich dann so an?! Haben wir es dann? Schauen Sie mich gefälligst an, wenn ich mir einen aus den Fingern am Saugen bin. Das ist unhöflich sowas. Wie würden Sie sich fühlen, wenn sie all Ihren Mut zusammen nehmen, sich auf eine Bühne trauen und ihrem Irrsinn freien Lauf, das Publikum damit belästigen und keine Sau hört Ihnen zu. Stellen Sie sich mal hier hin und machen hier den Spaßkasper und ich höre Ihnen demonstrativ nicht zu. Da werden Sie sich doch als anständiger Deutscher Kleinsparer auch denken:“… und dafür habe ich jetzt ein Drittel meiner Miete aufgebracht, für diesen Scheiß… dass mir keiner zuhört? Da hätte ich ja auch zuhause bleiben und die Kohle bei Amazon verjubeln können. Oder ich hätte den Dachboden entrümpeln können. Bestimmt hätte ich etwas gefunden mit dem man bei Bares für Rares gut Kohle machen kann...“ Mir hingegen kann es egal sein. Immerhin werde ich für diesen Bums hier bezahlt, Sie nicht. Loser. Sie sollten mir zuhören. Der Onkel hat hier was zu sagen, auch wenn er selbst nicht weiß was das sein wird. Aber vielleicht lernen Sie ja etwas dabei. Was weiß ich, stricken, Reifen wechseln, Handbücher lesen, bei Subway ohne Gegenfrage bestellen. Suchen Sie sich was aus oder bestellen sich ne Pommes. Ich habe jedenfalls fertig. Und damit in die angeschlossenen Funkhäuser.

Herzlichst,

Ihr Waldemar Killepitsch

Dienstag, 9. Mai 2017

Eines langen Tages Reise in die Nacht

Meine sehr geehrten Damen und Herren, damit Sie noch besser unterhalten werden können, bitte ich Sie sich vorzustellen, dass der nun folgende Text von Torsten Sträter höchst selbst vorgetragen wird. Das macht das Ganze noch lustiger als es eh schon ist. Ganz sicher. Versprochen. Dafür stehe ich mit meinem guten Namen. Nebenbei diese Methode hilft auch beim Schreiben von Texten. Aber das ist jetzt nicht das Thema. Fangen wir an.

Reisetagebuch. Im Zug.

Sonntag. 9 Uhr 48. Stehe am Bahnhof in Holdorf und muss nach Osnabrück. Bin genervt. Ich weiß nicht wovon. Währenddessen braut sich neben mir ein bevorstehendes Unheil zusammen: Eine kleine Gruppe frustrierter Landpomeranzen. Aus dem unerträglichen Geschnatter kann ich folgendes entnehmen: Sie wollen auch nach Osnabrück. Wie ich. Denke: Na das geht ja gut los!

9 Uhr 50. Der Zug kommt. Starte spontan einen Flashmob mit den anderen Wartenden. Keiner macht mit. Singe und performe alleine Hurra Hurra der Zug ist da. Werde verstört angeschaut. Meine Laune bessert sich nicht. Steige ein. Mit an Board: bereits erwähnte Pomeranzen. Stelle fest, dass sie sich inzwischen vermehrt haben. Es stellt sich heraus die Gruppe aus Holdorf ist nur zur Hauptgruppe zugestiegen. Bin beunruhigt.

9 Uhr 55. Habe einen Platz gefunden. Ich setze mich und höre das Gackern der Landfrauen. Gezwungermaßen werde ich zeuge, wie die erste Flasche Sekt geköpft und in Plastikbecher verteilt wird. Sie stoßen an. Prost. Denke: man gönnt sich ja sonst nichts.

10 Uhr. Der Sekt in Plastikbechern war erst der Anfang. Zu dieser doch fortgeschrittenen Stunde wird es Zeit sich an Bier und Cocktails in Flaschen zu erfreuen. Die Stimmung ist heiter. Kein Wunder bei dem Tempo. Die Gruppe stimmt ein Lied an. Ein Prosit der Gemütlichkeit.

Während der Fahrt erfährt der Wagon ungefragt das Ziel der Gruppe. Die Weihnachtsfeier ihrer Innung. Das Abteil wünscht frohe Weihnachten. Eine Trulla der Gruppe nutzt die Gelegenheit und eröffnet - angesäuselt von ihrer abgefüllten Prosecco-Cocktail-was-auch-immer-Plörre, wo sie den gestrigen Abend verbracht hat. In der Disco. Im fortgeschrittenen Alter. Ich weiß genug und versuche mich ab zu lenken. Ich höre Musik und esse eine Banane.

10 Uhr 30. Der Säufertrupp der Landfrauen verlässt den Zug. Jubelstimmung kommt auf. Die übrigen Gäste des Abteils stimmen spontan Jubellieber an. So ein Tag, so wunderschön wie heute… Auf Wiedersehen! Auf Wiedersehen! Und ähnliches. Muss vor Begeisterung spontan grinsen. Schaue mich um. Stelle fest ich bin der einzige, der seine Freude ausdrückt. Setze mich wieder.

11 Uhr. Bin in Osnabrück angekommen. Hauptbahnhof. Habe etwas gegessen. Eine Currywurst und eine Banane. Meine Laune bessert sich zusehends. Hatte wohl Hunger. Oder Stimmungsschwankungen durch Schwangerschaft. Oder Wechseljahren. Wer weiß das schon?

11 Uhr 10. Tausche mich mit Freunden über die Erlebnisse aus. Plädiere mittlerweile für Schwangerschaft. Kann mich aber nicht erinnern von wem… Mache mir Gedanken und habe wieder schlechte Laune. Heute ist nicht mein Tag. Dann die Erkenntnis. Hätte auch schlimmer kommen können. Ich hätte auch morgens um 10 Uhr im Zug sitzen und Sekt trinken können. Aus Plastikbechern.

Sonntag, 7. Mai 2017

De Fenestra and other Zeugs

Liebe Fansinnen und Fans, da bin ich wieder! Jetzt noch neuer, noch besser, noch innovativer. Ich habe mir Windows 10 auf mein Netbook geladen. Das Problem ist nur mein Netbook ist äußerst lahmarschig. Bis das mal in die Gänge kommt ist eine Schnecke schon zweimal um den Block. In Zeitlupe. Dementsprechend lang hat auch das Herunterladen und Installieren des scheinbar ultimativen Betriebssystems gedauert. Ich hatte gehofft, dass es eine Sache von wenigen Stunden wäre. Denkste, die Update-Aktion hat mich locker ein Wochenende gekostet. Aber es hat sich durchaus gelohnt. Zumindest wenn man ein Tablet oder so ein Surface-Teil besitzt. Tu ich nur leider nicht. Stattdessen bin ich beim bloßen Anblick der neuen Benutzeroberfläche versucht den Bildschirm ab zu machen und als Tablet ohne Tastatur zu nutzen. Das Netbook ist zwar immer noch nicht in Lichtgeschwindigkeit unterwegs, aber immerhin ist es seit dem Upgrade einen oder zwei Ticks schneller als vorher.

Soweit so gut, aber wie funktioniert dieses Wunderwerk der modernen Informatik und Software-Technik? Nun, dieses Drecksvieh hat im Laufe seiner Entwicklung wohl die eine oder andere wesentliche Vokabel vergessen. So gibt es kaum noch "Programme". Man ist genötigt mehr oder weniger nur mit diesen neumodischen Applikationen zu arbeiten, was den meinerseits den Eindruck einer begrenzten Dauer und fehlender Langfristigkeit verstärkt. Die neuen Anwendungen scheinen leichter zu entfernen zu sein, als die sonst üblichen Programme, die ihrerseits fast schon für alle Ewigkeit in den Rechner eingemeißelt schienen. Insgesamt scheint mir diese neue Wunderwaffe der Glasermeister von Fenster & Türen Gates aus Redmond, USA ein wenig pervers oder zumindest emotional verkrüppelt zu sein. Es schreit förmlich nach Zuwendung: "Los ! Betouch mich ! Los ! Du willst es doch auch! Los, gibt’s mir! Ich brauche das ! Ich war ein böses Betriebssystem, bestraf mich." Ziemlich verstörende Vorstellung.

Und überhaupt, wieso zum Geier ist die aktuelle Werbung so auf Kleinstkinder ausgerichtet.
"Die kleine Lilly muss sich nie wieder auch nur irgendwas merken. Macht alles ihr Computer für sie! " Vorbei die Zeiten in denen man sich mühsam irgendwelche Passwörter draufschaffen musste, einfach dämlich in die integrierte Kamera lächeln und der Computer weiß was zu tun ist. Den Bildschirm entsperren und Zugang erlauben. Im Normalfall.

Neugierig wie ich bin, habe ich das auch gleich mal ausprobiert. Ich mein wenn man sich das schon ein ganzes Wochenende lang runterladen muss, dann sollte man zumindest auch alles einmal ausprobiert haben. Also ich schön eingestellt "Passwort aus, Gesichts-/Fratzenerkennung ein", mich mit meinem Konto abgemeldet und versucht wieder anzumelden. Die Kamera scannt mich, überlegt ne Weile gewissenhaft, was sie zu tun hat und verweigert mir dann schließlich konsequent den Zugang. Begründung: Fratze zu hässlich. Geh mal zum Chirurgen, du Vogel. Und unten drunter Angaben zu günstigen Chirurgen in der Nähe. Mit dem Hinweis: "Wenn sie im Faller einer Gesichts-OP einen Ausdruck dieses Screens vorzeigen ist die Behandlung für Sie umsonst. Mit freundlichen Grüßen ihr Windows 10-Team."

Na wenn das mal keine Innovation ist. Und damit wäre ich mal wieder am Ende angelangt. Ich danke ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und möchte mich von Ihnenn verabscieden mit einem dreifachen Horri-do, horri-do, horri-do.

August 2015

Freitag, 5. Mai 2017

Hin und wieder zurück. Die Geschichte eines Londonreisenden.



Der Dalai Lama hat einmal gesagt: Besuche einmal im Jahr einen Ort, den Du noch nicht kennst.

Ich bin Student und habe in meiner freien Zeit, an der es mir wahrlich nicht mangelt, nichts besseres zu tun, als diese Regel zu befolgen. Als Katholik! So langweilig ist mir. Und statt fromm in die Kirche zu rennen und dem Herren zu dienen surfe ich im Netz und werfe mein hart erarbeitetes und mühsam erspartes Geld für einen Wochenendtrip in eine europäische Metropole aus dem Fenster. Im ersten Stock. Trotzdem ein Verlust. Die Metropole, die ich mir selbst zu gelost hatte, war keine geringer als London. Ja wohl, London. Die Heimatstadt von Lissbeth der Zwoten. Wenn man so einen Ausflug plant, stellt sich irgendwann die Frage: Wie zum Teufel komme ich dort hin? By Bus oder by Plane? Aus mir bisher unbekannten Gründen entschied ich mich für den Bus. Dann war es endlich soweit die Reise konnte beginnen. Abfahrt war in… Essen. Richtig gelesen. Essen. Von dort aus kutschierte uns der Busfahrer über Düsseldorf, Köln-Bonn, Aachen und halb Belgien nach Calais. Und alles mit dem Bus. Und mitten in der Nacht. Ich erwähne das deswegen, weil sich eine Körperlänge von 1,98 und der Plan nachts in einem Reisebus zu pennen einfach mal so überhaupt nicht kombinieren lassen. Null. Empirisch erwiesen. Und eigentlich bin ich mir dieser Tatsache auch bewusst, doch die letzte längere Busreise liegt schon Jahre zurück. So drei bis vier. Ich hätte es besser wissen müssen.
Nun ja, wie dem auch sei, ich wachte eines Morgens auf, blickte aus dem Fenster des Busses und stellte mir Fragen, die die Welt bewegen. Beispiel:  Wer zur Hölle braucht Belgien? Wozu ist dieses Land gut? Was hat sich der liebe Gott dabei gedacht, als er einen Architekten damit beauftragte dieses Land zu bauen? Bevor jetzt wieder der ein oder andere empört aufschreit und eine Mail aufsetzt, die sich gewaschen hat bzw. einen Shitstorm starten will, sei zur Beruhigung gesagt: Ich finde dieses kleine Land äußerst sympathisch.  Für mein dafürhalten verfügt es über hervorragend ausgebaute Autobahnen; mit Beleuchtung! Außerdem sind unsere Nachbarn ausgezeichnet in der Herstellung von Bier, Pralinen und Pommes…  Aber Hand aufs Herz, wer fährt freiwillig zum Jahresurlaub nach Belgien???


Während ich so im Halbschlaf vor mich hin philosophierte überkam mich eine tiefgreifende Erkenntnis. Im Prinzip ist Belgien nichts weiter als der kleine Bruder von Deutschland und Frankreich. Ähnlich wie Bochum der kleine Bruder von Dortmund und der anderen Stadt im Pott mit nem Bundesligisten ist. Um ehrlich zu sein braucht Belgien wenn man auf der Durchreise ist. Von Deutschland nach Frankreich, oder Frankreich nach Deutschland. Oder wie in meinem Fall nach England. Und während wir so mit unserem Bus Belgien am durchreisen waren - ja Schlafmangel wirkt sich auf dem Grammateak aus - geriet ich dann doch ein wenig in Sorge, ob wir denn rechtzeitig die Fähre erreichen und am Ende auch pünktlich in London sein würden. Was soll ich sagen? Sich sorgen machen, macht müde. Fünf Minuten später war ich wieder eingenickt. Kurze später waren wir dann in Frankreich. Endlich. Calais und die Fähre waren nah. Dort angekommen war Frühsport angesagt. Alle raus aus dem Bus, rein in das Büdchen zur Passkontrolle und wieder rein in den Bus. Bei dieser morgendlichen Übung wurde leid… äh Gott sei Dank Leibesvisitationen verzichtet.
Dann war Bootfahren angesagt. Und Alter, ich bin schon oft mit einer Fähre gefahren… von Holwerd nach Ameland und wieder zurück. Kein problem! Alles easy. Aber von Calais nach Dover ?!?!?! Alter Falter, was ein Seegang! Richtig gradeaus gehen war unmöglich. Nach gut 90 Minuten auf rauer See waren wird in England. Da ich auch nicht wesentlich mehr Zeit hatte, werde ich die Erlebnisse in London durch den Zeitraffer jagen. Gleiches Recht für alle. Stadtrundfahrt, Hotel/ Nickerchen, U-Bahn, Hard Rock Cafe, Buckingham Palace, Horse Guards, Piccadilly Circus, Wembley-Stadion, Hotel/ pennen, Frühstück, packen, U-Bahn, Kings Cross… jaaa Kings Cross. Und jaaaaa wegen Harry und seiner fliegenden Putzkolonne. Wenn jetzt jemand der Ansicht ist, ich wäre mittlerweile auf dem besten Wege ein Potterhead zu werden, der irrt. Ich war dort, um für meine Mitbewohnerin ein paar Kleinigkeiten zu kaufen. Ich meine ich stand in dem Fan-Shop und war komplett aufgeschmissen! Ich musste mich mit Dingen beschäftigen wie : Welches Haus ist sie? Was ist das für ein Symbol? Ist das gut oder eher böse? Und wenn ja, wie findet sie das? Sie sehen also ich habe absolut kein Plan von Hogwarts und dem ganzen Klimbim. Achja, es könnte sein das meine Mitbewohnerin den Text hier grade liest. Wenn das der Fall ist… Grüß Gott! Wir brauchen noch Klopapier… und der Müll muss an die Straße!

Wo war ich? Ach ja! London im Zeitraffer… Tower Bridge,  Changing of the Guards, Trafalgar,  National Gallery, Arsenal/Highbury, Inns of Court, Hyde Park, Royal Albert Hall, Harrods, Pizza Hut, London bei Nacht und jede Menge Souvenirläden. Viel Programm für zwei Tage in einer so vielseitigen Stadt wie London.  Da nimmt man alles mit, was man kriegen und macht Fotos. Sogar ich. Und ich mach sonst nie Fotos. Ich denke an dieser Stelle ist es Zeit für ein Geständnis:

Mein Name ist Christoph Bockhorst.  Und ich bin ein ästhetisch empfindender Mensch. Ich habe Spaß an Inszenierungen des Alltags.  Oder Autos.  Oder an geilen Bildern mit dem gewissen etwas. Meist ist das Bild schwarz-weiß nur ein Gegenstand ist in Farbe.  Wenn man so möchte war der Londontrip wie  der Hauptgewinn bei dieser  Quiz-U-Boot-Show damals auf Super RTL, bei der man am Ende 10 Minuten lang durch  Toys-are-us rennen durfte und sich alles mitnahmen, was in den Einkaufswagen passte. Und weil ich nicht die leiseste Motivation verspürte die Reise so zu gestalten, dass sie sich nicht lohnt habe ich mir fest vorgenommen: Ich mache Bilder! Ich habe sogar meine Digitalkamera mit nach London genommen und sie dort Gassi geführt. 

Als ich wieder Zuhause war, habe ich mir die Bilder in aller Ruhe angesehen und was soll ich sagen? Die Hälfte der Bilder ist Murks! Ganz große Kacka! London mag jetzt nicht unbedingt die Stadt sein, in der ich eines Tages unbeding leben muss…Aber scheiße noch eins… ich muss nochmal nach London. Allein um neue Fotos zu machen. So nach all dieser ganzen Berichterei ist mir endlich ein guter Schluss für diesen Text eingefallen… und so lebte er vergnügt, bis ans ende seiner Tage… Machen Sie's gut und denken Sie immer dran: In England ist der Rechtsweg ausgeschlossen.

Dienstag, 25. April 2017

Familienreport

Leck mich am Arsch.  Immer wieder stoße ich auf Dinge, deren tieferen Sinn und Funktionsweisen mir einfach nicht begreiflich sind. Beispiel… Familie. Genauer gesagt Verwandtschaft. Jeder hat sie, diese Verwandten, die man das ganze Jahr nicht zu sehen kriegt und ehrlich gesagt auch nicht sehen möchte. Und ehrlicherweise interessiere einen nicht großartig. Im Gegenteil. Vielmehr sind sie einem Wurscht. Es ist allerdings nicht zwingend so, dass man sie hasst. Nein. Vielmehr bewegen sich diese Verwandten in der emotionalen Bedeutungs- und Belanglosigkeit. Soweit so erträglich. Wie eigentlich alles im Leben läuft es auch mit der Verwandtschaft nicht immer nach Plan. Analog zum Vollmond im Zusammenhang mit Fabeln und Fantasy-Geschichten fungieren hier besondere Feiertag als DAS beschwörende Element, die den weitläufigen Familienanhang auf den Plan ruft. Hurra. Solche Feiertage sind klassischerweise Weihnachten, das Fest der Gefühle (Hass, Neid, Missgunst, Fülle-Gefühl), Ostern und natürlich Ommas Geburtstag. Letzterer fällt in meiner Famile auf den 31.12.     
Mit fast schon obszön zu nennender Zuverlässigkeit beobachte ich wie sich regelmäßig die gleichen Gedanken durch meine Hirnwindungen quälen, wenn die obligatorischen Familentreffen anstehen.
Zunächst wird der Begriff Familie mit Assoziationen verbunden: Gruppe von Menschen, die einem nahe stehen, auf die man sich freut, die sich gegenseitig versorgen und umeinander kümmern. Etc pp. Sie kennen das und müssen, mit dem bisher gelesenen vergleichenend feststellen, dass Verwandtschaft nicht den Kriterien der Familie entspricht. Wenden wir uns nun der Bedeutung von Weihnachten zu. Ich lasse hier bewusst Ommas Geburtstag außen vor, da zur Verwandtschaft oftmals auch Onkel und Tanten zählen, die erstaunlicherweise auch gleichzeitig Kinder von unseren Großeltern sind. Zumindest die Hälfte. Und welcher Mensch bringt es fertig jemandem zu verbieten zum Geburtstag der eignen Mutter zu gehen… Sie dürften also einsehen, dass es an diesem Feiertag keine Chance auf "Besserung" besteht. Anders ist es jedoch an Weihnachten. Zumindest aus meiner Sicht, denn Weihnachten ist, wie landläufig bekannt, das Fest der Liebe. Dementsprechend sollte es auch mit denen verbracht werden, die einem nahe stehen und die man liebt, sprich Freunde und Familie, wobei hier die Grenzen durchaus fließend sein können. Die bucklige Verwandtschaft macht hier erneut keinen Stich. Zumindest wenn es um die trockene Ideal-Theorie geht.
Nun ist es leider so, und da werden Sie mir Recht geben müssen, dass sich die immer wieder auf die familiären Festtage schmuggeln und für eine besondere, wenn nicht gar merkwürdige Atmosphäre sorgen. Den theoretisch-analyischen Ausführungen meinerseits steht das Phänomen des Gruppenzwanges und des Darstellungsdranges gegenüber. Vor geraumer Zeit muss irgendein Heijopei beschlossen haben:"Hey, es ist doch ne gute Idee Feste mit möglichst vielen Menschen zu feiern, die man kennt. Ich denke da an die Verwandtschaft. Und damit möglichst alle ein schönes Fest haben, machen wir es für alle verbindlich. Und wer sich nicht daran hält wird bestraft und mit sofortiger Wirkung schief angesehen und mit Tuscheleien bedacht." Und irgendeine Bande von Idioten dachte sich: Och, das klingt gut! Da stimmen wir mal zu.
Schönen Dank auch, jetzt haben wir den Salat.
Jedes Jahr aufs neue erlebe ich in immer den selben Abständen ein Wechselbad der Gefühle:
"Hurra es ist Weihachten! Geschenke! Familie, Gemütlichkeit und lecker Essen! Gefolgt von Och nee, morgen treffn wir uns mit den Verwandten. Also Menschen, die sich nur bedingt für einen interessieren, die sonst eh kaum da sind und bei denen du zusätzlich darauf achten musst, was du wie zu wem sagst… Das wirs doch eh wieder ein einziger Krampf. Wir sind doch eigentlich eine FAMILIE warum ist es dann nicht möglich offen miteinander umzugehen. Stattdessen quälen sich ALLE Beteiligten durch den Tag und betonen immer wieder, wenn es erforderlich ist, wie begeistert sie sind. Tolle Familie."
Nun ist es ja so, dass die genannten Familientreffen mitunter morgens abgehalten werden und die Gäste früh aufstehen müssen und dementsprechend nur bedingt ausgeschlafen sind, bevor sie sich auf den Weg machen. Und da sich solche Treffen gerne auch mal etwas in die Länge ziehen, da man sich ja so selten sieht, passiert es hin und wieder - z.B. bei Vollmond - dass das Gehirn für heute den Dienst mehr oder weniger den Dienst einstellt und man sich auf die gegebene Situation einlässt. Wenn einem das gelingt, kann dies zu einem Moment führen, in dem man merkt: hoppla, wir sind ja doch eine Familie. Und ich gehöre dazu. Muhaha.

Was lernen wir daraus?
Egal ob im Duell, im Brennpunkt oder im Sat1 Film Film, Familie und Verwandtschaft kann man sich nicht aussuchen. Du bist und bleibst an sie gebunden. Aber sie auch an dich…

Kannste machen nix…