Der Dalai Lama hat
einmal gesagt: Besuche einmal im Jahr einen Ort, den Du noch nicht kennst.
Ich bin Student und
habe in meiner freien Zeit, an der es mir wahrlich nicht mangelt, nichts
besseres zu tun, als diese Regel zu befolgen. Als Katholik! So langweilig ist
mir. Und statt fromm in die Kirche zu rennen und dem Herren zu dienen surfe ich
im Netz und werfe mein hart erarbeitetes und mühsam erspartes Geld für einen
Wochenendtrip in eine europäische Metropole aus dem Fenster. Im ersten Stock.
Trotzdem ein Verlust. Die Metropole, die
ich mir selbst zu gelost hatte, war keine geringer als London. Ja wohl, London.
Die Heimatstadt von Lissbeth der Zwoten. Wenn man so einen Ausflug plant,
stellt sich irgendwann die Frage: Wie zum Teufel komme ich dort hin? By Bus
oder by Plane? Aus mir bisher unbekannten Gründen entschied ich mich für den
Bus. Dann war es endlich soweit die Reise konnte beginnen. Abfahrt war in…
Essen. Richtig gelesen. Essen. Von dort aus kutschierte uns der Busfahrer über
Düsseldorf, Köln-Bonn, Aachen und halb Belgien nach Calais. Und alles mit dem
Bus. Und mitten in der Nacht. Ich erwähne das deswegen, weil sich eine
Körperlänge von 1,98 und der Plan nachts in einem Reisebus zu pennen einfach
mal so überhaupt nicht kombinieren lassen. Null. Empirisch erwiesen. Und
eigentlich bin ich mir dieser Tatsache auch bewusst, doch die letzte längere
Busreise liegt schon Jahre zurück. So drei bis vier. Ich hätte es besser wissen
müssen.
Nun ja, wie dem auch sei, ich wachte eines Morgens auf, blickte aus dem
Fenster des Busses und stellte mir Fragen, die die Welt bewegen. Beispiel: Wer zur Hölle
braucht Belgien? Wozu ist dieses Land gut? Was hat sich der liebe Gott dabei
gedacht, als er einen Architekten damit beauftragte dieses Land zu bauen? Bevor
jetzt wieder der ein oder andere empört aufschreit und eine Mail aufsetzt, die
sich gewaschen hat bzw. einen Shitstorm starten will, sei zur Beruhigung
gesagt: Ich finde dieses kleine Land äußerst sympathisch. Für mein dafürhalten verfügt es über
hervorragend ausgebaute Autobahnen; mit Beleuchtung! Außerdem sind unsere
Nachbarn ausgezeichnet in der Herstellung von Bier, Pralinen und Pommes… Aber Hand aufs Herz, wer fährt freiwillig zum
Jahresurlaub nach Belgien???
Während ich so im
Halbschlaf vor mich hin philosophierte überkam mich eine tiefgreifende
Erkenntnis. Im Prinzip ist Belgien nichts weiter als der kleine Bruder von
Deutschland und Frankreich. Ähnlich wie Bochum der kleine Bruder von Dortmund
und der anderen Stadt im Pott mit nem Bundesligisten ist. Um ehrlich zu sein
braucht Belgien wenn man auf der Durchreise ist. Von Deutschland nach
Frankreich, oder Frankreich nach Deutschland. Oder wie in meinem Fall nach
England. Und während wir so mit unserem Bus Belgien am durchreisen waren - ja
Schlafmangel wirkt sich auf dem Grammateak aus - geriet ich dann doch ein wenig
in Sorge, ob wir denn rechtzeitig die Fähre erreichen und am Ende auch
pünktlich in London sein würden. Was soll ich sagen? Sich sorgen machen, macht
müde. Fünf Minuten später war ich wieder eingenickt. Kurze später waren wir
dann in Frankreich. Endlich. Calais und die Fähre waren nah. Dort angekommen
war Frühsport angesagt. Alle raus aus dem Bus, rein in das Büdchen zur
Passkontrolle und wieder rein in den Bus. Bei dieser morgendlichen Übung wurde
leid… äh Gott sei Dank Leibesvisitationen verzichtet.
Dann war Bootfahren
angesagt. Und Alter, ich bin schon oft mit einer Fähre gefahren… von Holwerd
nach Ameland und wieder zurück. Kein problem! Alles easy. Aber von Calais nach
Dover ?!?!?! Alter Falter, was ein Seegang! Richtig gradeaus gehen war
unmöglich. Nach gut 90 Minuten auf rauer See waren wird in England. Da ich auch
nicht wesentlich mehr Zeit hatte, werde ich die Erlebnisse in London durch den
Zeitraffer jagen. Gleiches Recht für alle. Stadtrundfahrt,
Hotel/ Nickerchen, U-Bahn, Hard Rock Cafe, Buckingham Palace, Horse Guards,
Piccadilly Circus, Wembley-Stadion,
Hotel/ pennen, Frühstück, packen, U-Bahn, Kings Cross… jaaa Kings Cross. Und
jaaaaa wegen Harry und seiner fliegenden Putzkolonne. Wenn jetzt jemand der Ansicht ist, ich wäre mittlerweile auf dem besten Wege ein Potterhead zu
werden, der irrt. Ich war dort, um für meine Mitbewohnerin ein paar
Kleinigkeiten zu kaufen. Ich meine ich stand in dem Fan-Shop und war komplett
aufgeschmissen! Ich musste mich mit Dingen beschäftigen wie : Welches Haus ist
sie? Was ist das für ein Symbol? Ist das gut oder eher böse? Und wenn ja, wie
findet sie das? Sie sehen also ich habe absolut kein Plan von Hogwarts und dem
ganzen Klimbim. Achja, es könnte sein das meine Mitbewohnerin den Text hier
grade liest. Wenn das der Fall ist… Grüß Gott! Wir brauchen noch Klopapier… und
der Müll muss an die Straße!
Wo war ich? Ach ja!
London im Zeitraffer… Tower Bridge,
Changing of the Guards, Trafalgar,
National Gallery, Arsenal/Highbury, Inns of Court, Hyde Park, Royal
Albert Hall, Harrods, Pizza Hut, London bei Nacht und jede Menge Souvenirläden.
Viel Programm für zwei Tage in einer so vielseitigen Stadt wie London. Da nimmt man alles mit, was man kriegen und
macht Fotos. Sogar ich. Und ich mach sonst nie Fotos. Ich denke an dieser
Stelle ist es Zeit für ein Geständnis:
Mein Name ist
Christoph Bockhorst. Und ich bin ein
ästhetisch empfindender Mensch. Ich habe Spaß an Inszenierungen des
Alltags. Oder Autos. Oder an geilen Bildern mit dem gewissen
etwas. Meist ist das Bild schwarz-weiß nur ein Gegenstand ist in Farbe. Wenn man so möchte war der Londontrip
wie der Hauptgewinn bei dieser Quiz-U-Boot-Show damals auf Super RTL, bei
der man am Ende 10 Minuten lang durch
Toys-are-us rennen durfte und sich alles mitnahmen, was in den
Einkaufswagen passte. Und weil ich nicht die leiseste Motivation verspürte die
Reise so zu gestalten, dass sie sich nicht lohnt habe ich mir fest vorgenommen:
Ich mache Bilder! Ich habe sogar meine Digitalkamera mit nach London genommen
und sie dort Gassi geführt.
Als
ich wieder Zuhause war, habe ich mir die Bilder in aller Ruhe angesehen und was
soll ich sagen? Die Hälfte der Bilder ist Murks! Ganz große Kacka! London mag
jetzt nicht unbedingt die Stadt sein, in der ich eines Tages unbeding leben
muss…Aber scheiße noch eins… ich muss nochmal nach London. Allein um neue Fotos
zu machen. So nach all dieser ganzen Berichterei ist mir endlich ein guter
Schluss für diesen Text eingefallen… und so lebte er vergnügt, bis ans ende
seiner Tage… Machen Sie's gut und denken Sie immer dran: In England ist der
Rechtsweg ausgeschlossen.